Bio-Urnen aus dem 3D-Drucker

 

Köschinger Jungunternehmer produzieren auch filigrane Leuchten und komplexe Architekturmodelle

 

Donaukurier - Wolfgang Schöberl - 17.06.2020

 

 

Kösching - Vielfach stellt man sich unter dem Begriff "3D-Druck" in Anlehnung an die Namensverwandschaft ein Ausgabegerät vor, das eher in der Bürolandschaft angesiedelt ist.

 

Dabei handelt es sich hier um ein Verfahren, bei dem aus einem bestimmten Rohmaterial Gebrauchsgegenstände geformt werden.

 

Die beiden in Kösching angesiedelten Gründer Philipp Hofmann und Andreas Schwegler, die sich seit ihrer gemeinsamen Studienzeit (Fachrichtung Industriedesign) kennen, beschäftigen sich - trotz ihrer zunächst unterschiedlich eingeschlagenen Berufslaufbahnen - schon seit langem mit dem Thema 3D-Druck und hatten dabei auch im Hinterkopf immer die Vorstellung, sich mit dieser Idee selbstständig zu machen. "3D-Druck eignet sich hervorragend für die Umsetzung kleiner Produktserien, da man hier etwa im Gegensatz zum Spritzgussverfahren keine Formen vorfertigen muss und keine sündhaft teuren Spritzmaschinen nötig sind. Außerdem lassen sich im 3D-Druck-Verfahren nicht nur glatte Oberflächen, sondern feinste Strukturen umsetzen", zeigen sich die beiden Jungunternehmer begeistert.

 

Als sie noch dazu vor etwa sechs Jahren hochwertigere und auch biologisch abbaubare Verarbeitungsmaterialien und entsprechende Drucker kennenlernten, suchten sie nach einem Produkt, bei dessen Herstellung eben genau diese Vorteile zum Tragen kommen würden und sie wurden fündig: Sie beschlossen, Bio-Urnen im 3D-Druckverfahren herzustellen.

Dazu kündigten beide vor vier Jahren ihre Arbeitsstellen als Produktdesigner bei den Firmen Adidas beziehungsweise Playmobil, gründeten zusammen die Firma "3D-Zentrum" und mieteten in Kösching eine Gewerbefläche an.

 

"Die Werkstücke entwerfen wir am Computer mit einer 3D-Software, anschließend wird die Datei auf den am 3D-Drucker angeschlossenen Rechner geladen, der den Druckprozess steuert", berichtet Andreas Schwegler. "Das Rohmaterial Lignin, eigentlich ein biologisch abbaubares Abfallprodukt aus der Holz- und Papierindustrie, bekommen wir auf Spulen gewickelt geliefert", beschreibt Philipp Hofmann den Beginn der Produktion. Die Spule wird beim 3D-Druckvorgang langsam abgerollt. Das nur einige wenige Millimeter starke Lignin-Material am Schlauchende wird durch eine nach dem Axialprinzip im 3D-Verfahren gesteuerte Düse kurz stark erhitzt und geformt, und erstarrt anschließend gleich wieder. Die nacheinander aufgetragenen Materialschichten sind nur zwischen 0,2 und 0,5 Millimeter stark; entsprechend filigrane Verzierungen oder Details sind bei diesem Vorgang möglich. Der Druckvorgang kann je nach Größe des Werkstücks bis zu acht Stunden dauern.

 

 

Etwa 30 3D-Drucker verrichten derzeit in den vor Kurzem neu bezogenen Geschäftsräumen im Köschinger Gewerbegebiet "Ruppertswies" ihren Dienst. Mit den 18 großen und zwölf kleinen Geräten dieser Art lassen sich Objekte von Streichholzgröße bis zu einer Höhe von 120 Zentimetern und einem Durchmesser von 70 Zentimetern herstellen. Das Herstellungsverfahren verursacht kaum Geräusche: Obwohl an den in den Räumen offen aufgestellten Maschinen gerade etwa ein gutes Dutzend Werkstücke hergestellt werden, ist nur ein leises Surren zu hören.

 

"Der 3D-Druck ist wirtschaftlich und ökologisch interessant, da es keinen Materialverschnitt gibt und die Formherstellung ausschließlich am PC stattfindet und hier Form und Design individuell gestaltet werden können", sind die beiden überzeugt von diesem Produktionsverfahren. Mehr Eindrücke zu diesem Herstellungsprozess sind auf der Internetseite www. 3dzentrum. de zu finden.

 

Seit längerem fertigen die beiden 36-Jährigen auch Design-Leuchten - eine im 3D-Verfahren in Originalgröße hergestellte Leuchte in Gitarrenform bildet den Blickfang im Ausstellungsraum - und drucken komplexe Architekturmodelle. Die Kunden sind meist Händler, die die Ware weiterverkaufen oder - wie bei den Leuchten - Firmen, die das technische Interieur einbauen und damit den Endverbraucher bedienen. "Wir sind immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Leuten, die das Potenzial des 3D-Drucks kennenlernen möchten", zeigt sich Philipp Hofmann begeistert. "Wir wollen mit unseren Produkten Technik und Design zusammenführen".

 

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